top of page

Dunkelschön

Aktualisiert: 7. Feb. 2023

Fotografie ist immer auch Topografie, das Malen (graphein) mit Licht (photós) verfremdet einen Ort (tópos) in ein Licht-Schatten-Hell-Dunkel-Spiel.

Steingrau könnte die Wand gewesen sein, vor der die Schatten vorüberziehen, die nach Platons Höhlengleichnis für uns die Wirklichkeit bedeuten.

„Wo Schatten zu sehen sind, bewegen Menschen sich in einer Dunkelgrauzone, die zur Finsternis, zu einer Nacht ohne Gegenteil tendiert.“ (Peter Sloterdijk, Wer noch kein Grau gedacht hat)


27. Januar bis 18. Februar 2023 Kunstbunker Bochum, Baarestrasse


"Eines Schattens Traum ist der Mensch."

Pindar

Das Geheimnis des Schattens hat viele Facetten. Schatten sind zweidimensionalen Begleiter, ohne Eigenschaften sind sie flach und körperlos, sie brauchen das Licht um lichtlos zu existieren. Ihre Verwandtschaft mit dem Bild, und damit auch der Fotografie, liegt in der Imagination, sie sind Abbild eines Gegenstandes, der sich aus dem zweidimensionalen Schatten in seiner Dreidimensionalität rekonstruieren lässt. In diesem Sinne hat der Schatten seine ganz eigene Erkenntnisqualität.

Wann fingen die Schatten an reglos zu werden? Vielleicht mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert? Hinter dem Licht der Glühbirne etabliert sich der bewegungslose Schatten, so wie all die Schatten der vom Menschen gemachten statischen Dinge. In der Natur sind und waren die Schatten stets in Bewegung, flackernde Boten der vergehenden Zeit.


"Der Schatten ist Zeuge der Begegnung zwischen der Welt der materiellen Dinge und einer Welt, in der die Materie eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint, die launisch ist – der Schatten kommt und geht, ohne dass jemand Einfluss auf seine Pläne hätte – und mit Sicherheit unbestimmt und geheimnisvoll bleibt."

Roberto Casati, Die Entdeckung des Schattens, 46

46 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Stand der Dinge

oxydations

bottom of page